Geboren 1965,
aufgewachsen in einer konservativen Landgemeinde mit drei Geschwistern, glücklich verheiratet,
Vater zweier Söhne...
Das ist noch lange nicht meine Lebensgeschichte, aber zumindest ein kleiner Überblick.
Eigentlich sollte ich einmal Pfarrer werden und so durfte ich ein katholisches Internat besuchen. Das hat mich geprägt. Ich hatte sehr gute Lehrer, denen ich heute noch dankbar bin, auch wenn ich ihre Erwartungen sicher nicht erfüllen konnte.
So wurde es auch nichts mit dem Priesteramt, allein schon das Zölibat hätte mich überfordert. Doch alles im Leben hat seinen Sinn, auch wenn er sich uns nicht gleich erschließt und so wurde ich zu dem was ich heute bin, ein Erzähler mit Herzblut und Leidenschaft. Dazwischen liegt eine lange Geschichte und ein spannender Lebensweg, doch davon ein andermal.
Das Erzählen selber habe ich als Handwerker und Spielzeugmacher auf mittelalterlichen Märkten kennen gelernt. Den letzten Schliff gab mir dann das Babuschka-Theater in Eppingen. Die professionelle Ausbildung bei Barbara Scheel hat meine Seele berührt und mein Leben verändert. Diesen Schatz muss ich einfach weitergeben.
Als dann mein Vater viel zu früh verstarb, musste ich feststellen, dass unsere Gesellschaft zum großen Teil verlernt hat mit dem Sterben umzugehen. Das wichtigste was einen Menschen ausmacht, seine Lebensgeschichte findet kaum mehr seine Würdigung. Für mich als Geschichtenerzähler ein Ding der Unmöglichkeit. Ich erkannte, dass meine Aufgabe unter Anderem darin besteht, am Ende eines Lebens davon zu erzählen, denn jede Lebensgeschichte ist ein Märchen.
Für mich bedeutet es ein großes Glück, dass ich einerseits als Trauerredner vielen Menschen in einer schweren Stunde beistehen kann und es mir andererseits vergönnt ist, als Erzähler die Herzen meiner großen und kleinen Zuhörer zu berühren.
Dafür bin ich dankbar.
Martin Rausch